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  • AutorenbildLisanne

Buchrezension: B.K.S.IYENGAR-Licht auf Yoga
-Das grundlegende Lehrbuch des Hatha-Yoga
 III.Prānāyāma

Das Buch „Licht auf Yoga“ gilt weltweit als das maßgebliche Standardwerk zum Hatha-Yoga - unentbehrlich für alle Übenden und Lehrenden. Erläutert werden Theorie und Praxis des Hatha-Yoga, verschiedene Atemübungen mit Hinweisen und Warnungen, sowie die jeweiligen Techniken und Wirkungen. Im dritten Teil des Buches wird Prānāyāma von Seite 395 bis 421 genau erklärt und in einzelnen Schritten und vielen Einzelheiten beschrieben. Das Werk ist einfach und gut verständlich geschrieben. Der Autor teilt hier seine reiche, wertvolle Erfahrung im Yoga mit uns Lesern. Für jeden ist es möglich, auch ohne Hilfe eines Meisters die Prānāyāma Übungen zu erlernen. Hinweise und Warnungen Die Prānāyāma-Schulung fordert die Beherrschung der Āsanas und die Kraft und Disziplin, die aus diesen entsteht. Die persönliche Aufsicht eines Guru ist wesentlich, dieser prüft, ob ein Schüler zur Ausbildung und weiteren Fortschritten in Prānāyāma geeignet ist. Der Yogi benutzt seine Lunge als Werkzeug, wird dieses nicht angemessen verwendet, werden Mensch und Werkzeug verletzt. Man sollte, bevor Prānāyāma begonnen wird, seinen Körper von schlechten Gedanken säubern, die Blase und der Darm sollen ebenfalls geleert sein. Es sollen mindestens 6 Stunden nach der letzten Mahlzeit vergangen sein, bevor geübt wird. Die beste Zeit ist der frühe Morgen, sowie die Zeit nach Sonnenuntergang. Es wird, gerade für unser unruhiges Zeitalter, empfohlen, mindestens 15 Minuten am Tag zu üben. Prānāyāma sollte an einem sauberen, ruhigen und luftigen Ort geübt werden. Man muss mit Entschlossenheit und Regelmäßigkeit, zur gleichen Zeit und am gleichen Ort, in gleicher Stellung üben. Des weiteren beschreibt Iyengar die Stellung. Am besten übt man sitzend auf dem Boden, auf einer gefalteten Decke. Der Rücken soll vom Anfang der Wirbelsäule bis hinauf zum Nacken absolut aufrecht und senkrecht zum Boden bleiben. Spannungen im Gesicht, in den Schultern, Armen und Füßen dürfen nicht gespürt werden und sollten bewusst entspannt sein. Die Zunge ist ruhig. Das Atmen geschieht ausschließlich durch die Nase. (Ausnahmen Shitali und Sitakāri). In sitzender Haltung sollte der Kopf vom Nacken aus herunterhängen. Das Kinn ruht im Einschnitt zwischen den Schlüsselbeinen, dieser Verschluss ist immer überall anzuwenden, außer es wird in den Techniken anders angegeben. Verschlossen sollten ebenfalls die ganze Zeit die Augen sein. Der linke Arm bleibt gerade, die Rückseite des Handgelenks liegt auf dem linken Knie. Der Zeigefinger ist zum Daumen hin gebogen, in Jnana-Mudra. Der rechte Arm ist gebeugt, die Hand liegt auf der Nase, um den regelmäßigen Strom des Atems zu regulieren. Bei einigen Methoden des Prānāyāma liegen beide Hände auf den Knien in Jnāna-Mudrā. Der Yogi nimmt Einzelheiten wie Zeit, Stellung und Atemrhythmus wahr, und dennoch ist er bereit und empfänglich für den Strom des Prānā in ihm. Mit andauernder Übung werden die Sinne frei von ihrer Besessenheit nach Dingen. Jeder sollte seine eigenen Grenzen kennen, wenn er Prānāyāma übt. Die Gründliche Beherrschung der Ein- und Ausatmung ist wesentlich, bevor versucht wird, Kumbhaka (Anhalten des Atems) zu erlernen. Bāhya-Kumbhaka (Zurückhalten des Atems nach einer Ausatmung) sollte erst geübt werden, wenn Antara-Kumbhaka (Anhalten des Atems nach einer Einatmung) zur Gewohnheit geworden ist. Alle drei Bandhas; Jālandhara, Uddiyāna und Mūla, sollten in Kumbhaka ausgeführt werden. Normalerweise macht man etwa 15 Atemzüge pro Minute. Im Durchschnitt werden in 24 Stunden 21 600 Atemzüge getan. Der Yogi bemißt seine Lebensspanne nicht nach der Anzahl von Tagen, sondern nach der Zahl der Atemzüge. Da sich der Atem in Prānāyāma verlängert, führt die Übung zu Langlebigkeit. Die ununterbrochene Übung von Prānāyāma verändert die geistige Haltung des Übenden und vermindert in starkem Maße die Begierden seiner Sinne nach weltlichen Freuden wie Rauchen, Trinken und sexuellen Genuss. Die Sinne werden bei der Praxis nach Innen gezogen.

Iyengar schreibt, dass durch gedankliches Wiederholen (Japa) eines heiligen Wortes oder Namens, der Samen (Bīja), in das Denken des Yogi eingepflanzt wird. Hier wächst er und bereitet den Yogi für die sechste Stufe des Yoga, Dhyāna und Meditation, vor. Letzten Endes bringt er die Frucht des Samādhi (Ein Bewusstseinszustand) hervor, in dem vollkommenes Bewusstsein und Freude erfahren wird. Der Yogi wird Eins mit dem Schöpfer des Weltalls. Es ist das Gefühl des Friedens, der alles Verstehen übersteigt.

Bandhas, Nādis und Chakras Bandha bedeutet fesseln und ist eine Stellung, in der bestimmte Organe zusammengezogen und beherrscht werden. Nādi ist ein röhrenförmiger Kanal im Körper, durch den Energie fließt. Chakras sind die Schwungräder von unserem Körper. Wenn im Körper des Yogi Prāna zum fließen gebracht werden soll, ist es wichtig, Bandhas zu benutzen, um diese Energie an die richtigen Bestimmungsorte zu führen. Ohne die Bandhas ist Prānāyāma tödlich. Die drei wichtigsten Bandhas sind hierzu: Jālandhara-Bandhas, Uddīyāna-Bandha und Mula-Bandha. Bei Jālandhara werden Nacken und Kehle zusammengezogen und das Kinn liegt auf der Brust im Einschnitt zwischen den Schlüsselbeinen. Es reguliert den Blutstrom und den Prāna Fluß zum Herzen, den Halsdrüsen und zum Kopf. Uddīyāna bedeutet hochfliegen. Das Zwerchfell wird bis zum Brustkasten hochgezogen und die Bauchorgane werden zum Rücken hin, in Richtung Wirbelsäule eingezogen. Es bearbeitet das Zwerchfell und die Bauchorgane. Mūla bedeutet Wurzel. Das Mūla-Bandha sollte zuerst im Antara-Kumbhaka geübt werden. Es ist der Bereich zwischen After und Hodensack. Wenn dieser Bereich zusammengezogen wird, wird das Prāna im unteren Bauch zum Aufwärtsströmen gebracht. In Mūla-Bandha wird der ganze untere Bauchbereich zwischen After und Nabel zusammengezogen, zur Wirbelsäule hin und zum Zwerchfell hinaufgezogen. Wenn der Schüler die drei Bandhas gemeistert hat, ist die Führung eines Gurus von besonderer Wichtigkeit. Denn unter der richtigen Anleitung wird diese Kraft für höhere und edlere Zwecke sublimiert. Das Ziel des Yogi ist, die vollkommene Zurückhaltung oder Bandha des Chitta (Bewusstseins), welches Verstand, Intellekt und das Ich umfaßt.

Pingalā (Nādi der Sonne) und Idā (Nādi des Mondes), sind die beiden Hauptnādis, die vom rechten Nasenloch ausgehen und herabführen zum Ursprung der Wirbelsäule. Sie kreuzen sich an verschiedenen Orten im Körper, diese Knotenpunkte werden Chakras genannt. Die Hauptchakras sind; Mūlādhāra-, Svādhisthāna-, Manipūra-, Anāhata-, Viśuddha-, Ājñā-, Sahasrāra- und Lalāta-Chakra. Sie sitzen im Körper, vom Beckenbereich ausgehend, über die Herzgegend, bis hin zum höchsten Punkt der Stirn.

Nach den tantrischen Texten ist der Zweck des Prānāyāma, die Kundalinī zu erwecken, die göttliche Kraft in unserem Körper. Diese latente Energie muss geweckt und die Wirbelsäule hinaufgeführt werden. Dort vereint sie sich mit den Höchsten Seelen. Das Erwecken der Kundalinī und ihr Hochzwingen ist vielleicht eine symbolische Art, die Sublimierung der Sexualenergie zu beschreiben.

Technik und Wirkungen

Auf den Seiten 404 bis 421 werden Techniken und Wirkungen der einzelnen Prānāyāma-Übungen beschrieben. Außerdem sind erklärende schwarz-weiß Bilder zu finden. Folgende Übungen sind hier aufgeführt;

UjjāyiSūrya-BhedanaNādī-ShodanaBhastrikāKapālabhātiBhamarīShītalī ShitakārīSama-VrittiVishama-VrittiVilomaAnulomaPratilomaSahita- und Kevala-Kumbhaka

Möchte man bestimmte Wirkungen erzielen, so kann man aus den verschiedenen Übungen auswählen. Ob man seinen Körper und Geist beleben, kühlen, beruhigen oder z.B. erwecken möchte. Die Prānāyāma-Übungen werden detailliert in einzelnen Punkten aufgeführt, sodass es für jeden möglich ist, diese auszuführen.

Prānāyāma - Persönliche Stellungnahme


Das Beeindruckendste an unserem Atem ist, so finde ich, dass er jede Sekunde fließt und uns automatisch mit Sauerstoff und Energie versorgt. Das nehmen wir die meiste Zeit nicht bewusst wahr. In meiner ersten Yoga Stunde war diese Erkenntnis wohl das aufregendste und zugleich beängstigende, was ich lernen durfte. Atem ist so viel mehr als das reine Ein- und Ausatmen. Unsere Energie wird geleitet und beeinflusst unseren ganzen Körper. Der Atem hilft mir bei meiner Yoga Praxis und vor allem im Alltag, viele Situationen besser zu bewältigen. Ich bin froh, diese Erkenntnis erlangt zu haben und habe mich gefreut, mit „Licht auf Yoga“ noch mehr über Prānāyāma zu lernen. Zu Beginn musste ich mich an den Schreibstil gewöhnen und die Sätze länger und wiederholt lesen. Was aber nur dazu beigetragen hat, dass ich die Prozesse und Beschreibungen besser verstanden und mich nach und nach an die Sprache und den Aufbau gewöhnt habe. Mit der Zeit bin ich sehr gut zurecht gekommen und konnte das Kapitel Prānāyāma für mich schlüssig erlesen. Auch die Umsetzung in die Praxis war für mich gut anzuwenden. Da die Aufführungen der einzelnen Schritte sehr genau ist. Die tägliche Anwendung von Prānāyāma, wie genau dies geschehen soll, fällt mir noch sehr schwer. Die Hinweise und Warnungen genauestens zu beachten und das in den täglichen Tagesablauf einzubauen, ist für mich persönlich noch ein längerer Prozess. Das Buch von B.K.S. Iyengar wird mit Sicherheit noch ein ständiger Wegbegleiter während und nach meiner Yoga Ausbildung sein.

Atem ist Leben.




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